Zu meiner Berufung gehört auch der Abschied vor dem Abschied
Manchmal müssen Menschen aus den unterschiedlichsten Gegebenheiten alleine den letzten Atemzug aushauchen.
Wenige wollen dieses Alleinsein und brauchen lediglich eine Hand, die sie halten können.
Die Gründe, warum ich kontaktiert werde, damit jemand nicht alleine ist, wenn er/sie vor uns geht, sind unterschiedlich:
- Manchmal sind es einfach Berührungsängste
- Es ist der letzte Wunsch, dass ich die Hand halte und da bin
- Angehörige stehen im Stau und ahnen, dass sie zu spät sein werden
- Es gibt keine Angehörigen oder Freunde. Letztere sind vielleicht auch einfach zu weit weg.
- Erstgenannte haben sich schon vor langer Zeit zu weit entfernt.
- Selten, jedoch vorkommend, ist es ein Schamgefühl des Menschen, der vor uns seine Reise antritt
- Und natürlich schlafen manche einfach ein und wachen hier nicht mehr auf. Dies ist übrigens die Art, auf der die meisten gerne gehen würden. Einfach nichts mehr spüren müssen.

Wenn ich bei den Menschen die vorgehen, bin, halte ich ihre Hand, höre ihnen zu und bleibe bis zum Schluss.
Natürlich gibt es einige Worte, die ich leise an sie richte und manchmal singe ich ihnen auch etwas vor; leise, sanft, ruhig bis sie die Augen schließen und meine sicher wieder feucht sind.
Das ist okay. Abschied, der in meinen Augen und nach meinem Glauben nur ein vorübergehender ist, tut auch mir weh. Es wäre schlimm, wenn ich da nach all den Jahren nichts mehr empfinden würde.